27 Februar 2015

Im weißen Raum

Ganz allein, auf einem Stuhl, sitze ich im weißen Raum. Er hat kein Fenster, keine Tür, keine Übergänge von der Decke zu den Wänden, geschweige denn von den Wänden zum Boden.
Der Stuhl sticht heraus. Er ist schwarz und der einzige Fixpunkt. Ohne ihn, würde ich mich verlieren. Der Stuhl darf niemals verlassen werden, wenn ich im weißen Raum bin.

Normalerweise komme ich gegen Abend hier her und nehme Platz, heute verschlug es mich Mittags her. Wie immer sitze ich ganz aufrecht auf dem schwarzen Stuhl. Ich blicke nicht umher, im weißen Raum kann man das nicht. Still sitzen, mehr nicht, dass habe ich inzwischen gelernt.
Früher hatte ich große Probleme damit. Der weiße Raum macht etwas mit dir, dass spürt man. Er ruft, er schreit, aber es ist ganz still. Du darfst dich nicht vom schwarzen Stuhl erheben, sonst verlierst du dich. Und früher, da habe ich es noch getan...

Auch heute ruft der weiße Raum, stärker als an allen anderen Tagen. Ich kann die Augen nicht schließen, ich würde den schwarzen Stuhl verlieren. Wie lange ich schon hier bin, weiß ich nicht, es gibt keine Zeit. Im weißen Raum ist alles endlos. Der schwarze Stuhl nicht.

Niemand weiß, was im weißen Raum passiert, wenn man den schwarzen Stuhl verliert. Niemand. Nicht einmal ich. Ich bin die einzige im weißen Raum.
Hier habe ich bloß zwei Gedanken: Den weißen Raum und den schwarzen Stuhl.

Ich spüre, wie die heutige Endlosigkeit zur Vergangenheit wird. Ich verlasse den weißen Raum ohne Türen und Fenster. Ich sitze nicht mehr auf dem schwarzen Stuhl, ich bin zu Hause.
Ein kurzer Blick nach rechts verrät mir, wie spät es ist. Es sind 2 Minuten gewesen. Das ist nicht lang, aber im Endlosen ist diese Tatsache ohne Bedeutung.
Langsam erhebe ich mich aus meiner Starre, nehme meine Tasche und mache mich auf den Weg zu einer Freundin. Für heute war es das. Morgen, sehe ich ihn wieder, den weißen Raum.


- Fortsetzung folgt...

Bis bald
Gabrielle:)

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